Philosophie CLIG 7. Juli 2023
Wir sind Wahrnehmungsplaner
CONCEPTLICHT...

Wir sind ein unabhängiges Ingenieurbüro für Lichtgestaltung mit Hauptaugenmerk auf die Lichtwahrnehmung.

Conceptlicht wurde 1990 von Helmut Angerer gegründet. Mittlerweile werden Projekte nicht nur in Deutschland, Italien und Österreich von unserem Büro in Traunreut betreut, sondern weltweit.

Das Phänomen der visuellen Wahrnehmung ist für uns neben architektonischen und gestalterischen Aspekten im Entwurfsprozess ein essenzielles Kriterium.

Was bedeutet Wahrnehmung?

Visuelle Wahrnehmung ist die Aufnahme und Ermittlung von Umweltinformationen mithilfe der Augen. Physikalischer Reiz ist dabei das in das Auge eintretende […] Licht, aus dem der dioptrische Apparat […]ein retinales Bild erzeugt. […] (Quelle: Dorsch – Lexikon der Psychologie)

Sinnliche Wahrnehmung sowie deren ästhetische Deutung und Bewertung (auf intuitiv-emotionaler wie auf rationaler Ebene) sind […] fundamental mit unserer psychisch-körperlichen Gesamtverfassung verknüpft und prägen dadurch in beträchtlichem Ausmaß unser Wohlbefinden und damit auch unsere Gesundheit. (Quelle: Metadisziplinäre Ästhetik von Michael Heinrich)

 

Die Lichteinwirkung auf den Menschen bedingt physiologische sowie psychischen Reaktionen und hat unmittelbar Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden. Wie in der Definition beschrieben geschieht dies überwiegend intuitiv. Unseres Erachtens muss deshalb eine gute Lichtgestaltung ein unbewusstes Wohlbefinden schaffen. Eine Synergie aus räumlichen Eindrücken, unterstützt durch die richtige Menge an Licht.

Der Sehvorgang kann in drei Teilvorgänge gegliedert werden – in das Wahrnehmen, das Auswählen und das Erkennen. Was wir mit dem Sehorgan wahrnehmen, ist eine Anzahl sensa innerhalb eines gewissen Gesichtsfelds. […]

Auf das Wahrnehmen folgt das Auswählen, ein Prozeß, bei dem aus dem Gesichtsfeld ein bestimmter Teil herausgegriffen und von den übrigen unterschieden wird. […]

Der letzte Vorgang ist der des Erkennens. Erst jetzt wird das wahrgenommene und ausgewählte sensum als Erscheinung eines Gegenstandes der Außenwelt erkannt. […] (Quelle: Die Kunst des Sehens von Aldous Huxley)

Letztendlich mündet Lichtplanung in die Planung der Wahrnehmungsbedingungen.

Es gilt die Bedeutungen eines Raumes nach seiner Funktion, Nutzung und Gestaltung aufzunehmen und in eine Hierarchie zu bringen. Die Lichtgestaltung muss dann nur diese Bedeutungshierarchie aufgreifen und unterstützen oder wenigstens nicht dagegenwirken.

Damit kommt die Leuchtdichte ins Spiel. Flächen mit hoher Leuchtdichte siedeln sich zwangsläufig in der Bedeutungshierarchie ganz oben an. Die Wahrnehmungsplanung orientiert sich also an einer Leuchtdichtehierarchie, die funktionellen und gestalterischen Momenten unterworfen ist.

Unterschiedliche Beleuchtungsstärken helfen räumliche Zonierungen zu schaffen. Dies wiederum unterstützt die Orientierung und wirkt sich abermals positiv auf das menschliche Wohlbefinden aus. Die Leuchtdichte auf unterschiedlichen Flächen führt zu einer weiteren wichtigen Grundlage im Bereich der Lichtgestaltung – das Materiallicht.

Materiallicht

„Nicht die erzeugte Lichtmenge, sondern die räumliche Wirkung ist unser Planungsziel.“ 

Das vom Material modulierte, reflektierte Licht enthält die Information für unser Bild der Umwelt – und letztendlich beeinflusst dies, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen.

Neben der Lichtquelle an sich, spielt also vielmehr das Materiallicht eine übergeordnete Rolle für unser Wohlbefinden. Licht an sich ist unsichtbar. Erst durch das Auftreffen und Reflektieren auf einem Material macht es Dinge visuell wahrnehmbar. Durch das Zusammentreffen von Licht und einem Material wird Information freigegeben und für das menschliche Auge sichtbar.

Um jedoch die Sinneswahrnehmung nicht zu überfordern, kommt es hier wiederum auf das richtige Maß an.

Werden zu viele Lichtakzente gesetzt oder gar ein Raum vollkommen in Licht getaucht, so ist das menschliche Auge schnell überfordert und übersieht das Wesentliche.

Es gilt also ein behutsames Zusammenspiel zwischen Licht und Schatten zu erzeugen.

Licht und Schatten

Die ganze Vielfalt, der ganze Reiz und die ganze Schönheit des Lebens setzen sich aus Licht und Schatten zusammen. (Zitat Leo Tolstoi)

Wo kein Licht ist, da ist auch kein Schatten. Wo es keinen Schatten gibt, gibt es auch keine Vielfalt, keine Differenzierung und somit keine Orientierung.

Lichtplanung ist auch Schattenplanung. Nur diejenigen Bereiche dürfen in Szene gesetzt werden, die auch wirklich bedeutungsvoll sind. Falsche Betonungen stören das Bild nur und verhindern eine Wahrnehmung der Architektur als Ganzes.

Die Lichtgestaltung muss die Architektur unterstützen, in Szene setzen. Licht gilt es zu dosieren.

Eine aufregende Fassade mit Vor- und Rücksprüngen, wird bei Nacht ohne Beleuchtung zu einer homogenen dunklen Fläche. Im Umkehrschluss kann jedoch eine vollflächige Beleuchtung eine hell überstrahlende Lichtwand bewirken. Nur durch die genaue Betrachtung der Fassadendetails und dem gezielten Einsatz von Lichtakzenten kann die Dreidimensionalität einer solchen Fassade auch bei Nacht hervorgebracht werden.

Visuelle Ruhe

„Licht soll die Architektur unterstützen.“

Architekturbeleuchtung ist nur dann gut, wenn sie sich nicht aufdrängt. Im Idealfall wenn noch nicht einmal ersichtlich ist, von wo das Licht überhaupt herkommt.

Hauptakteur ist die durch die Architektur geschaffene Räumlichkeit, Leuchtkörper sollen nur in Ausnahmefällen in den Vordergrund rücken. Ziel ist es, die Leuchten an sich in ihrer Wahrnehmung zurückzunehmen, in den Hintergrund zu rücken und der Lichtwirkung im Zusammenspiel mit der Architektur Raum zu lassen.

Neben der Erkenntnis, dass nicht die Leuchte, sondern vielmehr die Lichtwirkung von Bedeutung ist, bedingt eine visuelle Ruhe allerdings auch das Vermeiden von visuellem Ballast. In unserem Fall die Vermeidung von unbewusst erzeugten Lichtkegeln auf vertikalen Flächen und die Reduzierung der Eigenleuchtdichte der Leuchten. Durch den gezielten Einsatz von Leuchten mit geeigneten Strahlungseigenschaften und dem bewussten Positionieren der Leuchten schaffen wir klare Raumeindrücke ohne störende, ungewollte Lichterzeugnisse.

Unsere langjährige Erfahrung ermöglicht es in der Regel, dies mit geeigneten Standardleuchten zu schaffen.

In einigen Fällen reicht jedoch das auf dem Markt verfügbare Standardsortiment nicht aus und es bedarf Leuchten, die speziell auf die Architektur zugeschnitten sind.